Die „edle Musica“ – so heißt es in den Geschichtsbüchern – wurde im Markt Thurnau schon vor über 450 Jahren gepflegt. Der älteste erbrachte Nachweis geht auf das Jahr 1552 zurück, wobei keinesfalls ausgeschlossen ist, dass sogar noch Belege aus früherer Zeit existieren. Schon damals unterrichtete der so genannte Cantor in der hiesigen Lateinschule die Knaben der ersten und zweiten Klasse in der Musik. Die Kinder wurden im „Orgelspiel ausgebildet, lernten Posaunen und Zinken und Baßgeigen und die sonst nötigen Instrumente“.
Nach dem 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648), in dessen Verlauf die Pest weit über 200 Thurnauer dahinraffte, war der Markt Thurnau praktisch ausgestorben, die Häuser ausgeplündert und zerstört. Nach dem mühsamen Wiederaufbau und dem Wachsen des Ortes wurde nach der Überlieferung im Jahre 1684 ein hauptberuflicher Musikus und Stadtpfeifer namens Heinrich Spitz angestellt, der geeignete Knaben in der Musik, vor allem im Orgelspiel unterrichten musste. Das Musikwesen entfaltete sich langsam wieder. Da das Leben am Hofe im Schloss wieder zunahm, Empfänge stattfanden und Menschen anlockten, wuchs auch die Zahl der Feierlichkeiten, bei denen eine musikalische Unterhaltung gefragt war. Die Einwohner feierten wieder ihre weltlichen wie kirchlichen Feste, die Anlässe, bei denen Musikanten gebraucht wurden, mehrten sich, auch Gottesdienste wurden mit Posaunen und Zinken begleitet. Als Lohn erhielt ein Cantor damals 45 Gulden sowie je 8 Maß Weizen, Korn, Gerste und Haber.
Die Namen Creta, Wächter, Steinhäuser, Munzert oder Ammon sind eng mit der Musik in Thurnau verbunden. Und auch im Schloss wurde die Hofmusik gepflegt. Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Ära Walther. Vater und Sohn waren äußerst talentiert: Sie leiteten nicht nur Kirchenchor, Posaunenchor und eine Blaskapelle, sondern spielten auch Orgel und erteilten zudem Musikunterricht. Und auch die beiden hübschen Töchter bliesen in der Kirche. Als die Blicke der jungen Männer statt zum Altar immer öfter zum Chor wanderten und wiederholte Ermahnungen fruchtlos blieben, mussten die Mädchen den Posaunendienst in der Kirche „gemäß höherer Weisung“ beenden.