Die Siebziger

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Musiker sehr aktiv. Feste Termine im Jahreskalender waren das Chorkonzert am Ostermorgen, das Maiblasen, Ständchen, die Ausgestaltung des Schützen- und Gregoriusfests oder der Fronleichnamsprozession. Und natürlich wurden zahlreiche Feste in der Nachbarschaft besucht und mit ausgestaltet. Ein besonderer Auftritt fand 1970 im Schlosshof statt, wo das Orchester Botschafter von Holleben nach einem schrecklichen Kidnapping wieder herzlich in der Heimat begrüßen konnte. Bei der Hauptversammlung 1972 wurde Raimund Rauh zum Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden und künftigen Ehrenvorsitzenden Dr. Hans Mooser gewählt. Im Jahre 1973 gründete sich eine Zehn-Mann-Kapelle aus dem Aktivum des Vereins, sie konnte große Erfolge verzeichnen. Im gleichen Jahr knüpfte der Verein mit einem Konzertabend im „Haus der Jugend“ unter der Leitung von Rudolf Eschenbacher an die alte Tradition der jährlichen Weihnachtskonzerte an – die Herbstkonzerte waren geboren. Weiterer Höhepunkt war 1978 die Einweihung des Schlossweihers, natürlich umrahmte der Musikverein diesen Festtag. Im gleichen Jahr löste Manfred Kern Raimund Rauh als Vorsitzenden ab, der Verein zählte damals 81 Mitglieder, davon 25 Aktive. Am 9. November 1979 beschlossen die Mitglieder den Eintrag ins Vereinsregister – der Verein durfte fortan den Zusatz e.V. tragen – und eine neue Vereinssatzung, die nun als Zweck „die Förderung des musikalischen Kuturgutes, insbesondere durch die Pflege volkstümlicher Musik in einem Orchester“ angab.

Die 75-Jahr-Feier

Vom 13. bis 16. Juni 1980 feierten die Thurnauer Musiker – in neuen schmucken Uniformen – ihr 75-jähriges Bestehen, das mit dem Kreismusikfest des Nordbayerischen Musikbundes verbunden war. „Thurnau wäre ohne Musikverein sehr arm“, sagte Schirmherr Bürgermeister Hans-Friedrich Hacker beim Kommers im Festzelt an der Schorrmühle. Hohe Ehrungen wurden damals Hans Müller und Heinrich Soziaghi zuteil, die beide die goldene Ehrennadel erhielten. Hans Kolb, Heinrich Soziaghi, Andreas Schwender und Andreas Kleinlein wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Jodlerkönig Franzl Lang war Stargast beim großen Bunten Abend. Absoluter Höhepunkt war der farbenprächtige Festzug mit nicht weniger als elf Musikkapellen und Spielmannszügen. Den Massenchor auf dem Markplatz dirigierte der Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds, Robert Hofmann. Stimmungsvoll bei Bratwürsten und Magnus-Bier ging das Festwochenende dann im Festzelt zu Ende.

Die Achtziger

Das große richtungsweisende Ereignis dieses Jahrzehnts fand bereits am 18. Januar 1981 statt, als eine Jugendkapelle aus der Taufe gehoben wurde. Die Proben leiteten Klaus Gebhard, Manfred Kern, Helmut Weber, Jürgen Ramming, Jürgen Eyßer und Christian Schmidt. Alle interessierten Jungen und Mädchen, sollten in Einzelunterricht ausgebildet werden. Rund 16000 Mark mussten für die Anschaffung neuer Instrumente investiert werden. Doch der Aufwand lohnte sich. Schon ein gutes Jahr später gehörten dem Nachwuchsorchester 38 Kinder an. Am 16. Mai hatte für die Jugendlichen das Proben ein Ende. Beim Frühlingssingen am Schlossweiher meisterten sie vor rund 1000 Zuhörern ihren ersten öffentlichen Auftritt mit Bravour. Als Stücke hatten sie sich mit ihrem Dirigenten Heinz Sack „Aller Anfang ist schwer“ und „Ännchen von Tharau“ ausgesucht. Das Herbstkonzert wenige Monate später im Schützenhaus war für die Jungen dann fast schon Routine. Vom 14. bis 16. Juni 1985 feierte der Musikverein in der Festhalle Vogel am Bahnhofsgelände sein 80-jähriges Bestehen und zugleich fünf Jahre Jugendkapelle. Das dreitägige bunte Treiben wurde zu einer Werbung für die Blasmusik. Für mehr als 22-jährige Tätigkeit als Chorleiter und Dirigent erhielt Rudolf Eschenbacher beim Herbstkonzert 1986 als erster Dirigent Nordbayerns die neu geschaffene Ehrennadel in Gold. Der neue erste Vorsitzende Reinhold Jarothe überreichte Eschenbacher einen Keramikteller. Heinz Sack übergab bei der Hauptversammlung im März 1987 den Dirigentenstab des Jugendorchesters an den Berufsmusiker Henryk Fox aus Hof, mit dem eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Klangkörpers gesichert war. Der Mitgliederstand war auf 175 angewachsen, darunter waren 69 Aktive. Bedauert wurde in der Versammlung, dass der Musikverein nach 75 Jahren die Probenräume in der Gaststätte Rehe (heute „Zum Schlosswirt“) verlassen musste, eine neue Heimat fand man in der Volksschule. Dort bildete Fox auch ein Kinderorchester aus, das bei seinem ersten Auftritt bei der Weihnachtsfeier 1987 in der Schorrmühle viel Beifall erhielt. Bei der Hauptversammlung Ende Februar 1988 trug Vorsitzender Reinhold Jarothe einen Wunsch vor. Er wollte wissen, ob es aufgrund der räumlichen Enge in der Schule nicht möglich wäre, im alten Rathaus neue Vereinsräume zu schaffen. Bürgermeister Hans-Friedrich Hacker signalisierte, gemeinsam mit den Musikern nach einer zufriedenstellenden Lösung zu suchen. Der Wunsch blieb unerfüllt.