Die Musikvereine Thurnau und Ludwigschorgast boten Glanzlichter der Blasmusik

Wenn fast 60 Interpreten gemeinsam ihre Instrumente in hörenswerter Güte und Ausgewogenheit erklingen lassen, so summiert sich das zu einem musikalischen Erlebnis. Und
das war das Herbstkonzert des Musikvereins Thurnau im Zusammenspiel mit dem Klangkörper aus Ludwigschorgast wahrlich: der gelungene Abschluss eines herrlichen Herbsttages.

So bunt, schillernd, vielfältig und imposantwie draußen das Farbenspiel der Natur präsentierten sich drinnen in der Sporthalle die beiden Blaskapellen. Sie woben einen feinen Klangteppich mit interessanten Passagen. Kein Wettstreit sollte es werden, sondern im freundschaftlichen Miteinander konzertierte man, zeigte seine jeweiligen Stärken, wechselte sich auch gekonnt ab und sorgte damit für die unterschiedlichsten Tonvarianten.

„Bolero“ als Höhepunkt

Die Gastgeber ließen ihr Können kontinuierlich aufblitzen. Die sehr exakt intonierte „Morgenblüten-Polka“ als vielversprechender Auftakt schaffte die nötige Sicherheit, im „Laridah-Marsch“ wuchs man ein bisschen über sich hinaus, und die „Amtsgerichts-Polka“ rundete die Homogenität wie geschliffen ab. Die modernere Melodie
„Smooth“ zeigte, dass die mit jungen Leuten besetzte Kapelle sich auch in schwierigerem Genre zurechtfindet, rhythmisch im Lot liegt und einschmeichelnde Töne verströmen lassen kann. Dirigent Manfred Grabolle konnte man zu seinen gut aufgelegten Aktiven gratulieren.

Ein bisschen höher angesiedelt, durch zahlreiche Wettbewerbe gestählt und mit Auszeichnungen bedacht, bot der Musikverein Ludwigschorgast eine tadellose Leistung, hatte vorzügliche Solisten in seinen Reihen. Unter dem Dirigat von Valerij Efremov agierten die Gäste sowohl in beschwingter Harmonie als auch in rockiger Fetzigkeit und Wucht, machten den Walzer „Sommernacht in Prag“ zu einem leicht melancholisch stimmenden Genuss.

Besonders ausdruckskräftig und rein auch die Soli von Tanja Schaller an der Querflöte und von Ute Streit am Saxophon bei den groovigen „Smooth Classics“. Brillant gespielt die Konzertpolka für zwei Klarinetten im ungewohnten Tuba-Ton: Die beiden Solobläser Rainer Streit und Valerij Efremov erwiesen sich da als absolute Herrscher am schweren Blech mit einfühlsamer Technik, ehe die gesamte Truppe zu einem furiosen Endspurt ansetzte.

Dann der Höhepunkt des Abends: Der gemeinsam gespielte „Bolero“ von Maurice Ravel, wo Querflöten, Klarinetten und Trompeten erst einzeln in zarter Harmonie Akzente setzten und danach beide Orchester zum großen Schlussakkord einstimmten.

Noch einen Farbtupfer der besonderen Art die Ausschnitte aus der Filmmusik von Ennio Morricone mit „Moments for Morricone“. Das Feeling für die explosive Situation, das Galoppieren der Pferde und das Lied vom Tod nahmen die Zuhörer gefangen.

Erst zehn bis zwölf Jahre alt, aber trotzdem schon Talente: Die Jugendkapelle des Musikvereins Thurnau bewies schon erstaunliches Geschick und viel Disziplin. Heimo Bierwirth formte kostbares Nachwuchsgut zu einem kleinen Rohdiamanten. Max Näther gab wie ein Profi den richtigen Takt am Schlagzeug. Und schließlich noch als Premiere das Thurnauer Klarinettenquartett mit einer Suite in vier Sätzen, die burlesk, schön akzentuiert und in zartem Schmelz dargeboten wurde. Die vier jungen „Damen“ im zarten Alter von 14 Jahren bis 17 Jahren wirkten schon recht sicher.

Abschied schließlich in voller Kraft aller mit dem Marsch „Alte Kameraden“. Die Jubelrufe und das lang anhaltende Klatschen in der dicht gefüllten Turnhalle belohnten die Musiker mit dem „Fliegermarsch“.

Der Thurnauer Musikvereins-Vorsitzende Walter Hofmann freute sich über das musikalische Verständnis über Gemeindegrenzen hinweg, nannte die Begegnung im 103. Jahr des
Bestehens und in seiner mittlerweilen 17-jährigen Tätigkeit an an der Spitze des Vereins einen Lichtpunkt, der nach Wiederholung rufe. Und Bürgermeister Dietmar Hofmann zeigte sich glücklich, was Musik alles bewegen kann: „Wir haben heute einen Glückstag erlebt. In der Marktgemeinde hat die Blasmusik einen hohen Stellenwert.“

[Bericht aus der Bayerischen Rundschau vom 27.10.2008]

Link zum Musikverein Ludwigschorgast: www.schorgasttaler.de

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